Der Krieg der Trolle by Christoph Hardebusch

Der Krieg der Trolle by Christoph Hardebusch

Autor:Christoph Hardebusch [Hardebusch, Christoph]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-11-11T23:00:00+00:00


30

Es war bereits einige Zeit her, dass Camila so weit südlich des Magy gewesen war. Der Weg war beträchtlich, aber Camila hatte ihn oft genug bereist und scheute die Strapazen nicht. Adan hatte Boten in alle Himmelsrichtungen gesandt, und Camila erwartete, dass viele Geistseher seinem Ruf Folge leisten würden.

Seit die Masriden aus dem Westen des Landes zwischen den Bergen vertrieben worden waren, waren die alten Sitten und Gebräuche der Wlachaken zurückkehrt, darunter auch das Gastrecht, das einer Geistseherin stets gern gewährt wurde. Camila verbrachte die meisten Nächte auf Gehöften und in kleinen Dörfern. Bevor sie morgens wieder aufbrach, hörte sie sich die Nöte der Bewohner an, sah nach kranken Menschen und Tieren und hielt eine kleine Zeremonie ab, um die Geister dem Ort gewogen zu stimmen.

Entsprechend brauchte sie wenig mehr als ihr Pferd, eine junge, feurige Stute mit fast bronzefarbenem Fell, heller Mähne und hellem Schweif, und einige wenige persönliche Sachen. Der Stute taten die Ruhepausen gut, sodass Camila sicher war, dass sie ihr Reittier bis zu ihrem Ziel nicht würde wechseln müssen, und die Reise war recht angenehm, auch wenn die Geistseherin einige Tage lang spürte, dass sie zu selten ritt.

Doch egal, wie müde sie nachts war, bevor sie einschlief, sah sie oft noch Natioles Bild vor Augen, und die Erinnerung daran, wie sie sich in Teremi voneinander verabschiedet hatten, kehrte zurück.

Unschlüssig betrachtete Camila den ledernen Rucksack, der vor ihr auf dem Bett lag. Es war schon beinahe dunkel, und sie wollte das Packen endlich beenden und zur Burg hinaufgehen. Sie würde nur mit leichtem Gepäck reisen, obwohl sie viele Tage unterwegs sein würde. Ein zweites Paar …

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Als sie öffnete, sah sie zu ihrem Erstaunen, dass Natiole cal Sares davorstand.

»Herr. Kommt herein.« Sie ließ den jungen Voivoden eintreten.

»Ich bin allein hergekommen. Sag Natiole«, erinnerte er sie lächelnd.

Das winzige Haus, das Camila von ihren Eltern geerbt hatte, bestand nur aus einem Raum. Sie warf rasch einen Blick auf die schlichte Einrichtung, auf verstreute Bücher, Becher und Kleidungsstücke, aber für jede Art des Aufräumens war es nun wohl zu spät.

»Setz dich«, bat sie ihn. »Möchtest du etwas trinken?«

Er schüttelte den Kopf, ließ sich aber auf dem angebotenen Stuhl nieder.

»Was führt dich nach Teremi herunter? Ist etwas passiert, und du konntest die Nachricht keinem Boten anvertrauen?«, fragte Camila besorgt und nahm ihm gegenüber Platz.

»Ich habe dich länger nicht gesehen«, antwortete er schlicht, »und war deshalb ganz froh, diesen Botengang selbst zu übernehmen. Die Trolle werden sich bald aufmachen, um in die Gebeine der Welt zurückzukehren, und ich werde zumindest ein Stück mit ihnen reisen. Wir werden nach Norden in Richtung Gebirge ziehen. Und ich wollte dich fragen, ob du uns ebenfalls begleiten möchtest. Wir könnten dich gut gebrauchen.«

Der Gedanke, dass Natiole eigens hierhergekommen war, um sie zu bitten, diese Reise mit ihm zu machen, wärmte ihr das Herz. Die Vorstellung, eine Weile mit ihm und den Trollen zu ziehen, war verlockend. Aber dann senkte sie den Blick und schüttelte den Kopf.

»Ich kann nicht. Ich muss selbst eine Reise antreten, ich muss nach Süden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.